Bewohner im Bischof-Scheele-Haus führt trotz Blindheit ein aktives Leben

Ein Bericht von Michael Lieb

Das Jahr 2022 war für meine Mutter und für mich ein Jahr des Auf- und Umbruchs. Seit nunmehr einem Jahr bewohnen wir beide nebeneinander jeweils ein Zimmer in einer Caritas-Senioreneinrichtung, dem Bischof-Scheele-Haus, am Rande von Würzburg. Das Haus ist nicht zu groß und im wahrsten Sinne des Wortes für mich als blinder Heimbewohner fast perfekt zugeschnitten. Schon nach kürzester Zeit konnte ich mich überall und ohne Begleitung bewegen.

In den sechs Wohngruppen leben jeweils Seniorinnen und Senioren. Mittlerweile haben wir uns schon recht gut eingelebt, jedoch ist mir dieser Schritt nicht leitgefallen.

Bedingt durch eine Magenoperation in der Uniklinik bot man mir zunächst Kurzzeitpflege an, aus der nach einigen Wochen eine stationäre Pflege wurde. Ich habe dann meine liebe Mutter, die noch allein zuhause war, mit ins Boot geholt und so verbringen wir nun gemeinsam den Lebensabend gemeinsam. Mittlerweile sind wir auch in den Heimbeirat gewählt worden, was uns sehr erfreut hat.

Dass ich meine kleine Kirchenorgel und das Klavier mitnehmen durfte, war ein großes Entgegenkommen der Heimleitung. Die Orgel steht in der kleinen Hauskapelle und ich begleite – so es die Gesundheit erlaubt – zur Freude der Bewohnerinnen und Bewohner die Gottesdienste. Von der Evangelischen Blindenseelsorge Nürnberg hat man mir ein Akkordeon überlassen, mit dem ich die Mitarbeiter und Bewohner musikalisch erfreue.

Schaue ich noch einmal auf das vergangene Jahr zurück, kann ich sagen, dass Gott gewirkt hat. Ich bin so dankbar, dass es so gekommen ist.

Seit kurzem bin ich auch in einem Literaturkreis, welcher sich etwa allmonatlich im Gemeindezentrum der Evangelischen Kirche trifft. Bei einer Tasse heißem Tee tauscht man sich über das Buch aus, das man zwischenzeitlich für sich liest. Ich habe bis jetzt alle Bücher als Hörbücher erhalten, was ich schon erstaunlich finde.

Bildnachweis: Elisabeth Moser I CEG